Ottobike: 125er-Elektromotorräder aus Taiwan | MOTORRADonline.de

2022-07-23 07:46:10 By : Mr. jack liang

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Ottobike aus Taiwan zeigt mit den drei Ovaobikes schicke Elektro-125er mit 14-Zoll-Rädern. Wir sind alle drei gefahren: Ovaobike MCR-H, Ovaobike MCR-M und Ovaobike MCR-S.

Es grenzt etwas an Hohn, eine Firma nach der Technik zu benennen, die mit den eigenen Produkten abgelöst wird. Ottobike aus Taiwan wollen mit ihren kleinen Elektromotorrädern die urbane Mobilität umkrempeln. So wie Nikolaus Otto es vor gut 140 Jahren mit seinem Viertakter mit Fremdzündung tat. Die drei Stromer fuhr MOTORRAD exklusiv.

Gleich mit drei Modellen drängt Ottobike derzeit auf den europäischen Markt, sie sind unter Ovaobike (gesprochen: Ohwohbike) in der MCR-Familie verbunden. Die MCR-H stellt das leistungsschwächste und einfachste Modell mit einem Radnabenmotor dar. Sie kommt auf maximal 9,1 Kilowatt Leistung und erzeugt ein Raddrehmoment von 215 Nm. Darüber rangiert die MCR-M. Sie wird von einem wassergekühltem Mittelmotor mit maximal 17 Kilowatt Leistung angetrieben. Nochmal eine Stufe stärker ist die MCR-S mit maximalen 22 Kilowatt Leistung. Allen drei gemein: Sie stehen auf 14-Zoll-Rädern, haben eine Keyless-Zündung, Staufächer unter der Tankattrappe. und dürfen mit der Fahrerlaubnisklasse A1 oder B196 gefahren werden.

Die MCR-M als Mittelweg zeigt sich als knackiges Superbike mit großflächiger Seitenverkleidung, Rohrlenker, Doppelsitzbank und fährt sich trotz "Rollerrädern" überraschend erwachsen. Was womöglich mit den 188 Kilo Lebendgewicht erklärt werden kann. Ein gut abgestimmtes Fahrwerk trifft auf gute, leider ABS-lose Bremsen von Brembo und den freudespendenden Turboknopf. Dieser kann ab 80 km/h gehalten werden und zündet einen kurzen Nachbrenner, der die M für gut 10 Sekunden auf 130 Sachen pusht. Ohne Turbo sind im Sportmodus maximal 120 km/h drin. Und selbst das ist für eine 125er beachtlich, da es dem Antrieb mit 35 Nm Drehmoment keine Mühe bereitet, diese Geschwindigkeit zu erreichen. Die MCR-M hat einige schöne Features. Da wäre zunächst das breite, gut lesbare und aufgeräumt gestaltete Display mit allen nötigen Anzeigen, die an der linken Schaltereinheit bedient werden. Eben diese könnten vor einigen Jahren noch an der Ducati Monster 821 verbaut gewesen sein, sind haptisch wie optisch wirklich gut. Clever: Das feine, bedauerlicherweise kleine Staufach mit 8,6 Litern Volumen unter der Tankhaube. Hier passen nur Kleinigkeiten wie das Kaltgerätekabel zum Laden. Dazu gesellt sich ein Fußschalthebel, der in vier Stufen die Bremswirkung des Motors regelt und beim Anbremsen das Herunterschalten in die Motorbremse simuliert. Reichweite: Mit 9,6 kWh-Doppelakku real knapp über 100 Kilometer über Land hochgerechnet. Preis beim deutschen Importeur: satte 14.890 Euro.

Die einfachste der MCR, die MCR-H, trägt einen Radnabenmotor mit maximal 9,1 Kilowatt und fährt sich in der Stadt luftig, da sie nur 165 Kilogramm wiegt. Dafür muss sie mit nur einem Akku mit 4,8 kWh auskommen, wo die beiden Mittelmotor-Modelle zwei Akkus tragen. Damit sollten in der Stadt knapp 90 Kilometer möglich sein. Der Radnabenmotor produziert bis zu 215 Nm Raddrehmoment (MCR-M: 279 Nm Raddrehmoment) und beschleunigt die Ovao auf bis zu 99 km/h im Sportmodus und 120 km/h im Turbomodus. Weitere Unterschiede zu den beiden großen Schwestern ist die einfachere Integralbremsanlage und der Verzicht auf die gegossene Einarmschwinge. Als Ersatz trägt die H eine adrett gezogene Rohrschwinge. Optisch gleichen sich M und H ansonsten fast bis ins Detail. Doch trotz aller Handlichkeit des kleinen Krads: Der Motor als Rad und die massive Schwinge fühlen sich in langsamen Kurven oder beim Abbiegen immer etwas träge an: Einer fluffigen Front folgt ein ehernes Heck. Gerade im direkten Vergleich mit den zwar schweren, dafür balancierteren Mittelmotor-Modellen. Trotzdem: Die H ist ein agiler, kräftiger Stadtflitzer, der jeden Ampelsprint gewinnt. Die Grundausstattung mit dem schönen Cockpit und den feinen Schaltereinheiten trägt die einfache MCR ebenso, rechtfertigt den ebenfalls hohen Preis von 10.890 Euro rein technisch nicht. Wer auf Ausgefallenes steht, empfindet womöglich anders.

Das Top-Modell der Familie Ovao ist die einsitzige MCR-S, die sich optisch wie technisch deutlich von den beiden MCR-Schwestern unterscheidet. Da wäre zum einen die attraktiv zerklüftete Verkleidung, die eine sehr futuristische Linie zeichnet und zudem vier Kilo zur M (188 Kilogramm) spart. Zum anderen darf die S bis zu 22 Kilowatt leisten, die aus 46 Nm Drehmoment resultieren. Im heftig drückenden Turbomodus rennt die MCR-S bis zu 148 km/h, allerdings nur für einige Sekunden, dann muss das System abkühlen. Fahrwerk und Chassis gleichen der MCR-M, ein bravourös gelungener Unterschied ist das 16,6 Liter große Staufach unter der Tankklappe, das einen Integralhelm sauber schluckt und bei Bedarf das Typ-2-Ladekabel. Einen entsprechenden Anschluss hat die S, der ändert leider wenig an der geringen Ladeleistung von 1,2 Kilowatt, eröffnet allerdings Möglichkeiten, an Ladesäulen zu "tanken". Einen sehr großen Unterschied zur M stellt der flachere und breitere Rohrlenker dar. Er bringt willkommen mehr Gewicht in die Front der S, was erstens eine sehr aktive Fahrposition ergibt und zweitens dem kleinen 110/80-14 Rad ordentlich Druck gibt und damit Agilität erzeugt. Preis der MCR-S: heftige 15.890 Euro – und das ohne ABS.

Bedauerlicherweise haben die beiden Topmodelle für mindestens 14.890 Euro zwar das für Leichtkrafträder in der Europäischen Union als Mindestanforderung vorgeschriebene Verbundbremssystem, aber kein ABS an Bord. Und obwohl es zumindest für die MCR-S einen Typ-2-Stecker gibt, sind die On-Board-Lader mit 1,2 Kilowatt lächerlich klein: Selbst an einer Wallbox sind acht Stunden für eine volle Ladung nötig, von 20 bis 80 Prozent sind 5,5 Stunden angegeben. Ebenso – wir drehen uns weiter um den Preis – ist die Verarbeitung hier und so keine 10.000 Euro wert. Beispiel: Wieso der Schraubbolzen der oberen Federbeinaufnahme 15 Millimeter über dem Gewindeende stehen muss, ist ebenso unschön wie die grobe Außensechskantschraube, die den schönen Rahmenstopfen aus Aluguss am Rahmen hält. Im Allgemeinen dürften die verwendeten Schrauben hochwertiger sein. Ein großes Fragezeichen sind die verwendeten 14-Zoll-Räder mit den Reifendimensionen 110/80-14 vorn und 140/70-14 hinten. Nicht, weil das Fahrwerk mit den Reifen nicht funktioniert, sondern weil das die Auswahl an Reifen begrenzt. Eher ein Problem metaphysischer Art dürften die kleinen Räder für die Akzeptanz am Markt sein: Niemand wird knapp 16.000 Euro für ein "zu heiß gewaschenes" Motorrad oder ein zu groß geratenes Mini-Bike ausgeben. So gut die Technik sein mag. Allerdings: Ovaobike hat für 2023 bereits einen Cafe Racer und eine Cross-Maschine mit 17-Zoll-Bereifung angekündigt, auf Basis der Mittelmotor-Modelle.

Elektromotorräder funktionieren, wenn die Hersteller Ahnung von der Materie haben und sich im Konzept klar auf den Einsatzbereich festlegen. Den Machern der Ovaobikes kann beides attestiert werden, denn die drei MCR-Modelle sind nicht aus Versehen als Urban Racer ausgezeichnet. Sie funktionieren überraschend gut und rund. Selbst die viel zu teure Radnabenversion MCR-H sorgt im urban-hippen Dress für enorme Aufmerksamkeit und lockere Elektromobilität. Die noch teureren Mittelmotor-Modelle legen zumindest viel Performance auf die andere Waagschale, was ein Stück weit versöhnt. Trotzdem müssen die Macher im Detail noch nacharbeiten, um das Konzept für eine Marktakzeptanz im verwöhnten Deutschland zu optimieren – Stichworte: Radgrößen und ABS.

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